Mountainbiker.at [am See]

Wenn man Leo Hillinger fragt, warum er in den Bikestore Mountainbiker.at [am See] investiert hat, sagt er gerne: „Weil mir hier in der Umgebung ein anständiges Radgeschäft gefehlt hat.“ Gesagt, getan? Ein bisschen mehr steckt schon dahinter. Wie Leo Hillinger und die Mountainbiker Crew tatsächlich zueinander gefunden und aus einer verlassenen Fast-Food-Bude ein Geschäft gemacht haben, das nicht nur alle Facetten und Spielarten des Radfahrens unter seinem Dach vereint, sondern mittlerweile auch zum Marktführer im Burgenland avanciert ist, erzählen Bernd Zupak, Michi Hummel und Mike Hornek im Interview.

 

Bernd Zupak, Michi Hummel und Mike Hornek im Interview

Mike: Was der Leo meint ist, dass er was gebraucht hat, wo er seine kaputten Radln hinbringen kann. (lacht)

Michi: Der Bernd kannte den Leo damals schon…

Bernd: Wer hat den Leo nicht gekannt? (Lacht) Ich hab früher schon immer meine eigenen Bikes und die von meinen Bekannten repariert. Das war sozusagen aus der Not eine Tugend, da es ja in der Nähe tatsächlich nichts Passendes gegeben hat. Als ich dann immer öfter mit Leo unterwegs war, hat auch er sein Rad zu mir gebracht. Das Reparieren war generell eine mühsame Geschichte. Ich habe immer bestimmte Teile gebraucht, die ich nicht hatte und erst besorgen musste. Das hab ich dann über den Michi gemacht. 2013 hatte ich dann die Idee vom eigenen Radgeschäft und dachte, ich frag den Michi einfach, ob er dabei sein möchte. So hat sich die Idee entwickelt.

Michi: Dass ein anständiges Radgeschäft in der Gegend fehlt, dachte sich unabhängig von uns auch Leo und hat schon mal bei Mountainbiker Wien nachgefragt, ob man Interesse an einer Niederlassung im Burgenland hat.  Dort riet man Leo, es selbst zu machen. „Ich bin ein Weinbauer, ich mach andere Sachen!“ hat Leo geantwortet und schließlich den Tipp bekommen, dass es da jemanden in unserer Gegend gibt, der das macht – und hat mich damit gemeint. Zu diesem Zeitpunkt hatten Bernd und ich ja bereits damit geliebäugelt und dann trat Leo auf den Plan.

Wie ging es weiter?

Michi: Die konkrete Geschäftsanbahnung hat eher unkonventionell bei Denis Kebap in Neusiedl stattgefunden. Dort haben wir beim Essen darüber gesprochen, wie wir unsere Idee umsetzen können und wer welche Rolle übernehmen soll.

Bernd: Im Sommer 2014 haben wir schließlich die passende Immobilie in Weiden am See gefunden. Ich kannte den Eigentümer, Leo zufällig auch. Ursprünglich als Schnitzelhaus geplant, wurde später eine Burger-Bude draus. Nichts von beidem hatte an dem Standort funktioniert, aber wir waren der Meinung, das ist unser idealer Standort.

Wie ist Mike zu Euch gestoßen?

Bernd: Den Mike hab ich in Hainburg beim Radfahren kennengelernt. Also eigentlich hatte er einen Patschen und wir haben ihm geholfen.

Mike: Ich dachte mir: „Hey! Da gibt es Leute, die fahren die gleichen Radeln wie ich, die sind aus der Gegend und ich kenne die nicht? Das muss sich ändern!“ Wir haben uns natürlich sofort gut verstanden und sind in Kontakt geblieben.

Bernd: Als die Idee mit dem eigenen Geschäft Gestalt annahm und konkret wurde, hab ich ihm davon erzählt und gefragt, ob er Lust hat, mitzumachen. Viel Überredungskunst hat es mich nicht gekostet. Mike war ja schon länger in der Branche und ist dann tatsächlich eingestiegen.

Wie viele Leute seid ihr jetzt im Team?

Michi: Angefangen haben wir zu viert. Bei der Gründung hatten wir damals auch noch Philipp mit an Bord. Der ist eine Koryphäe in der Werkstatt, hat jedoch seinen Lebensmittelpunkt nach Florida verlegt, weshalb er dann im 2. Jahr wieder ausgestiegen ist. Leo, Michi und Bernd sind Teilhaber und mittlerweile sind wir sechs Leute in der Crew, Leo nicht mitgezählt.

Wie ist Leo involviert in das Geschäft? Was ist seine Rolle, abgesehen davon, dass er seine Räder zum Reparieren bringt?

Bernd: Er hat von Anfang an gesagt: „Operativ kann ich Euch nicht viel unterstützen, aber ich bin stark im Marketing und im groß reden.“ Das war seine Aussage – und es hat sich bewahrheitet.

Michi: Es hat sich herausgestellt, dass das groß reden oder networken vor allem in der Startphase sehr wichtig für uns war. Leo kennt unglaublich viele Menschen, hat uns überall empfohlen und die Leute zu uns gebracht. So hat sich unser Geschäft von Jahr zu Jahr in der Region stärker etabliert.

Bernd: Leos Rolle darf man nicht unterschätzen. Wie wichtig sein Part ist, ist vielleicht nicht so offensichtlich, weil er nicht immer da ist. Aber de facto ist er immer präsent. Er erwähnt uns immer und überall, ob privat, auf Veranstaltungen oder in Fernsehformaten wie 2Minuten2Millionen oder Hillinger&Hillinger. Die Leute sehen die Sendungen und kommen deshalb vorbei. Das ist schon sehr markant.

Mike: Leo steht zu 100 Prozent hinter uns und dem Geschäft. Er fährt auch bei unseren Ausfahrten mit, bei den Morning Rides und ist bei unseren Veranstaltungen dabei. Bei seinem Bike & Wine unterstützen wir ihn dann wieder. Ich denke, es ist ein Geben und Nehmen. Es ist genau richtig so wie es ist.

Das heißt, Ihr hattet tatsächlich den richtigen Riecher. Ist das Geschäft von Anfang an so gelaufen, wie Ihr es Euch vorgestellt hattet?

Michi: Wir haben – so wie alle anderen auch – einen Businessplan gemacht, wie es im Idealfall laufen sollte. Unsere Schätzung wurde gleich im ersten Jahr übertroffen und wir konnten uns eigentlich jedes Jahr weiter steigern.

Wer sind Eure typischen Kunden?

Mike: Alle! Denn wir bedienen wirklich alle Sparten. Anfangs haben viele gedacht, wir machen nur Mountainbikes, bis sich herumgesprochen hat, dass es sich hier nur um den Namen der Marke handelt und von da an war das dann auch kein Hindernis mehr. Wir machen Rennräder, Mountainbikes, die Omis, die Kinder, alles und jeden. Auch servicetechnisch sind wir nicht eingeschränkt. Wir servicieren alle Marken. Wir machen Verkauf, Service, Beratung und stehen für Lifestyle, Community und einfach eine gute Zeit. Der Vorteil ist, dass wir alle voll im Thema sind, wir sind alle Freaks. Wir wissen, wovon wir sprechen. Jeder von uns kann von seiner Expertise etwas abgeben. Hier bei uns gibt es keinen typischen Verkäufer, der jemandem etwas aufs Aug drücken will.

Was ist Eure Einschätzung? Wird Radsport mehr?

Mike: Es wird definitiv mehr – nicht nur durch Corona. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist bestimmt auch ein Thema. Für viele Wege braucht man gar kein Auto, die kann man alle mit dem Rad erledigen. Wenn man in der Region lebt und arbeitet, kann man vielleicht sogar mit dem Rad zur Arbeit fahren. Unser Mechaniker Willi macht das und pendelt jeden Tag 18 Kilometer mit dem Rad in die Arbeit. Ein immer beliebter werdender Freizeitsport ist Radfahren sowieso. Ich war am 1. Mai auf dem B10 Radweg rund um den See unterwegs – da war mehr los als auf der Autobahn. Das war fast gefährlich. Es sind ja nicht nur Profis unterwegs, sondern auch viele, die vielleicht erst angefangen haben zu fahren und die Regeln nicht kennen. Deshalb: Immer Helm aufsetzen!

Apropos Helm: Ganz ungefährlich ist der Sport ja nicht. Mit seiner ungestümen Art hat Leo schon den ein oder anderen Stern gerissen. Seid Ihr auch schon Zeugen von Leos legendären Stürzen geworden?

Mike: Das kommt daher, weil er immer Vollgas gibt. Jedes Mal wenn er nach Südafrika geflogen ist, haben wir spätestens nach einer halben Stunde ein Foto bekommen, wo er irgendwo blutig aufgeschürft oder aufgeschnitten war. Das wundert uns alle nicht mehr und ist ganz normal. Eine ganz besondere Episode – und für Leo bestimmt eine sehr schmerzhafte – war der Sturz, wo er sich seine Schulter zerstört hat…

Bernd: Wir hatten einen Lines-Ride, eine Tagestour, und waren schon auf dem Heimweg, als es zu regnen begonnen hat. Ich hab gesagt: „Bleibts jetzt alle cool, fahren wir die Strecke einfach gemütlich runter. Alle sind schon ein bisschen müde und es ist rutschig vom Regen.“ Ganz am Ende war ein kleiner Table und alle sind normal drübergefahren, bis auf Leo. Auf den letzten 20 Metern hat’s ihn komplett zerrissen und er hat sich seine Schulter demoliert.

Mike: Der Sturz an sich war definitiv nicht lustig, aber das, was danach kam. Zu den Ärzten hat er gesagt: „Gebt’s ma ois wos hobt‘s!“ und die haben ihn dann niedergespritzt wie einen Elefanten. Mit einer ordentlichen Portion Schmerzmittel war er dann sehr unterhaltsam. Der Leo hat schon oft einen Stern gerissen, aber solange er immer wieder aufsteht und am Ende selber drüber lachen kann, können wir auch drüber lachen. Er ist halt ein Sturzpilot, aber ein schneller. Leben am Limit. Er fährt genauso Rad wie er lebt – immer mit Vollgas.

Infobox:

Mountainbiker.ar [am See]

Geschäftsführung: Michi Hummel, Mike Hornek, Leo Hillinger

T.: +43 2167 21160

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Obere Hauptstraße 87a

7121 Weiden am See