Daniel Stock

„Mit Daniel Stock verbindet mich eine sehr intensive Freundschaft. Er war Praktikant bei mir und hat eine richtig harte Ranger-Ausbildung gemacht. Da war er noch ganz jung und wild, hat den ganzen Tag und Abend gearbeitet und um fünf Uhr in der Früh hatte er dann noch genug Energie, um Laufen zu gehen. Geschlafen hat er, wenn überhaupt, in einem Zimmer ohne Heizung. Nachträglich betrachtet, habe ich den Stocki wirklich ganz schön abgehärtet. Das war der Beginn dieser wunderbaren Freundschaft. Es sollten noch unzählige gemeinsame Erlebnisse folgen, die uns richtig fest zusammengeschweißt haben. Wenn wir gemeinsam unterwegs waren, sind uns immer die besten Ideen eingefallen. Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes Business und Life miteinander verbunden. Dabei ist ein ganz besonderes Projekt entstanden: Der „Mount Stock“ – ein Wein, der bis heute Geschichte schreibt. Wir haben sehr viele, wie Daniel immer sagt, „LIFE MOMENTS“ geschaffen… die meisten davon sind jedoch nicht zur Veröffentlichung bestimmt und bleiben in unserer Erinnerung.“

– Leo Hillinger

 

Daniel Stock im Interview

Leo sagt, dass Du eine „Ranger-Ausbildung“ bei ihm gemacht hast… Kannst Du uns verraten, was das genau bedeutet?

(Lacht) Damit meint er, dass er mich mit dem Hillinger-Spezial-Treatment abgehärtet hat. Das beinhaltet ein Zimmer ohne Heizung, nach Mitternacht ins Bett gehen, um fünf Uhr morgens aufstehen, dann in den Weinkeller, dann Sport, dann ab nach Wien zu Präsentationen, links, rechts, rauf und runter – mit einem Wort ein 24/7-Programm. Das ist eine Ranger-Ausbildung im Hause Hillinger – einmal Vollgas und zurück. Von der 5-Sterne Familien Wellness Oase direkt ins Burgenland in die „Höhle des Löwen“.

Wann und wo habt Ihr Euch kennengelernt?

Bei einer Weinverkostung bei uns im Hotel. Irgendjemand hat mich auf ihn aufmerksam gemacht und hat zu mir gesagt, dass es da einen jungen wilden Winzer gibt, der einen ganz eigenen Spirit hat und ich solle ihn einladen. Gesagt, getan. Ich habe eine Weinverkostung für Hoteliers und die Presse ausgeschrieben und dort ist Leo dann erschienen – frisch zurück aus Australien mit seinem australischen Englisch, seinem australischen Outfit, seinem australischen Haarschnitt und eine halbe Stunde zu spät. Alle haben gewartet und keiner wusste, wer da jetzt kommt. So war das erste Zusammentreffen vor mittlerweile 24 Jahren.

Wie hat es sich ergeben, dass du ihn zuhause in Jois besucht hast?

Leo und ich waren gleich auf einer Wellenlänge. Ich habe ihm gesagt, dass ich mehr über Wein wissen und eigentlich auch ihn bessern kennenlernen möchte, woraufhin er mich zu sich nach Hause eingeladen hat mit den Worten: „Du machst ein Praktikum bei mir.“ Damals gab es weder das Weingut auf dem Hill 1 noch den ganzen Stab an Mitarbeitern. Was es gab, war der alte Heurige der Familie und den ersten Mitarbeiter Lajos. Die Weingärten waren für mich als Zillertaler gefühlt im ganzen Burgenland verteilt und einquartiert war ich bei ihm im Heurigen in einem kleinen Zimmerl, über das man von außen über eine Holztreppe gelangte. Das waren urige Zeiten damals.

Leo sagt, dass ihn mit Dir eine ganz besonders intensive Freundschaft verbindet – warum ist das so und was habt Ihr schon gemeinsam erlebt?

Die Zeit bei Leo im Praktikum ist wie im Flug vergangen. Als ich dann schon drei Monate bei ihm war, haben meine Eltern immer wieder nachgefragt, wann ich wieder nach Hause komme. Ich hab zu ihm gesagt: „Leo, wir müssen uns irgendetwas einfallen lassen, das rechtfertigt, warum ich so lange weg von zu Hause bin. Ich möchte ja unbedingt noch bei Dir bleiben.“ So ist uns die Idee mit einem eigenen Hauswein für das Hotel Stock gekommen. Heutzutage ist das nichts Besonderes mehr, aber damals war die Idee mit einem eigenen Winebranding richtig revolutionär. Als Vorreiter in Österreich haben wir damit begonnen, die eigene Weinserie für das Hotel Stock zu kreieren: Rotwein, Weißwein und Süßwein. Während ich an eine Menge von 60 Flaschen pro Sorte dachte, war für Leo von Anfang an klar, dass es ein ganzes Fass pro Sorte sein muss. Also haben wir analog der HILL Serie 2.000 bis 2.500 Flaschen pro Sorte gefüllt. Bei dem Gedanken, meinen Eltern beibringen zu müssen, was wir da gemeinsam ausgeheckt hatten, war ich kurzfristig ein bisschen nervös. Diese Masse an Flaschen war damals schließlich eine Menge Holz. Als ich meinen Eltern die Überraschung präsentiert habe, hab ich bei der Anzahl der Flaschen natürlich getrickst, um nicht zu sagen geschwindelt, damit sie nicht gleich in Ohnmacht fallen. So oder so teilten meine Eltern unsere Begeisterung nicht und wir einigten uns darauf, regelmäßig nur eine Menge von 120 Flaschen abzurufen, bis das Kontingent aufgebraucht ist. Dass die komplette Menge zu diesem Zeitpunkt bereits fertig gefüllt war, haben wir natürlich nicht verraten. Tatsächlich waren die Weine jedoch im Nu weg und wir haben die Produktpalette ein paar Mal erweitert, bis wir zu Spitzenzeiten 12 eigene Hillinger-Weine hatten. Im Hotel haben wir mit unserer Eigenmarke alles bespielt: vom Begrüßungssekt über die Minibar bis hin zu Speisebegleitung und Urlaubssouvenir. Im Jahr waren das zwischen 20 und 30.000 Flaschen.

Abgesehen vom Wein, was habt ihr sonst noch gemeinsam ausgeheckt?

Oh, da gibt es viele gemeinsame Erlebnisse, von denen ein Großteil tatsächlich nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist. Eine besonders nette Anekdote jedoch kann ich von einem Oktoberfestbesuch in München erzählen. Das ging in die Geschichte ein als der Tag, an dem ich Leo zweimal zum Weinen gebracht habe. Das war schon eine anständige Leistung, wie ich finde. Es hat sich folgendermaßen zugetragen: Leo hatte einen Tisch in einem Weinzelt reserviert und immer, wenn man der Band eine große Champagnerflasche spendiert hat, bekam man als Dankeschön einen musikalischen Gruß von der Band. Ich habe den Leo gefragt, ob er möchte, dass die Band das Lied „Hillinger-Weine“ singt. Zur Erklärung: Das „Lied“ basiert auf der Melodie des bekannten Songs „Quantanamera“ und der Text war ganz simpel: „Hillinger-Weine – wir trinken Hillinger-Weine“. Es hat dem Leo immer getaugt, wenn ich irgendwo dieses Lied angestimmt habe. Nun gut, in diesem Weinzelt waren so ungefähr 8.000 Leute und hab ihn gefragt, ob ich das Lied mit der Band singen soll und er hat geantwortet „Na eh kloa Stocki!“ Mit diesem Auftrag hab ich für die Band eine dreifache Magnum Flasche auf unseren Tisch bestellt und das ganze Zelt hat das Lied mitgebrüllt. Der Leo hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd und hat sich feiern lassen. Das war das erste Mal an diesem Tag, dass er vor lauter Rührung Pipi in den Augen hatte. Das zweite Mal war dann, als ihm die Rechnung für die Magnum Flasche präsentiert wurde, da ist er durchgedreht. Ich, um keine Ausrede verlegen, hab gesagt „Umsonst wars nicht, aber es haben 8.000 Leute deinen Song mitgesungen und ich hab dich vorher gefragt!“ Das war einer dieser unvergesslichen Abende.

1:0 für Dich! War es auch mal umgekehrt?

Keine Sorge! Leo hat mich auch oft reingelegt. Wir haben uns nichts geschenkt. In Südafrika waren wir einmal Radfahren. Ich hab gesehen, dass er etwas eingesteckt hat und dachte, es wäre Gel. Ich hatte nichts dabei, wusste aber, dass so eine Ausfahrt mit dem Leo kein Kindergeburtstag ist und hab gefragt, ob ich etwas von seinem Gel haben kann. Da sagte er, das wäre kein Gel, sondern Pfefferspray. Ich war etwas verwundert und fragte, warum er ausgerechnet Pfefferspray mit dabei hat. Er meinte, wenn wir später durch die Slums fahren, brauchen wir den Pfefferspray vielleicht. Nach dieser Info war mir schon ein bisserl mulmig, vor allem als Leo dann auf und davon geradelt ist. So stand ich da: Leo war weg samt Pfefferspray und ich hatte keine Kraft mehr und kannte mich nicht aus. Typisch Leo, dachte ich. Ich als kleiner Zillertaler hätte den Pfefferspray sichtlich nötiger gehabt als der Hüne Leo. Letzten Endes haben wir ihn aber beide gottseidank nicht gebraucht und ich hab auch alleine wieder heim gefunden.

Du kennst Leo sehr gut – was ist Leo Hillinger für ein Mensch?

Leo ist einer, der gutes Essen und den Genuss über alles liebt und das gemütlich Zusammenzusitzen. Obwohl er aber immer gern und lange gesessen ist, hat er es immer geschafft, die Kurve zu kriegen und nach Hause zu gehen. Das hat er leider trotz Ranger-Ausbildung in all den Jahren nicht geschafft, mir beizubringen. Und er kann noch etwas, das ich auch nicht kann: An einem Abend vier Flaschen Wein trinken und am nächsten Tag sporteln. Er ist wahnsinnig konsequent in allem was er tut und er ist einer, der dran bleibt, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.

Der Unterschied zwischen Leo und einer Weintraube ist folgender: Beide haben eine feine Haut und in beiden steckt viel Saft, aber die Traube ist außen weich und hat einen harten Kern, während es bei Leo genau umgekehrt ist. Er hat außen eine harte Schale und ist innen drin ganz weich. Er ist einer, der niemals aufgibt und einer, der nie zweiter werden will. Damit hat er es wirklich weit gebracht, wenn man auf das zurückblickt, was er in den letzten 33 Jahren geschaffen hat.